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Evangelische Kirche Groß Machnow

Die Kirche von Groß Machnow: Sie weist in großen Teilen noch ihre ursprüngliche Baustruktur auf; Apsis, eingezogener Chor, Schiff und Querwestturm. Die Um- und Anbauten halten sich in Grenzen, obwohl durch den Einbau der korbbogigen Fenster in der Barockzeit das ursprüngliche Mauergefüge im Bereich des Schiffes und Chores empfindlich gestört ist. Die Mauerwerksausführung macht im Großen und Ganzen einen sehr sorgfältigen Eindruck. Sie ist besonders in Schiff und Turm "nur" pseudoisodom, d.h. die Lagenhöhe und die Größe der Quader wechseln relativ häufig.


Lage: Die Kirche liegt im ummauerten ehemaligen Friedhof am Nordende des Dorfangers.


Baustruktur: Die Kirche ist ein vierteiliger Feldsteinbau mit Querwestturm in Schiffsbreite (6,70 x 10,80 m), relativ kurzem Schiff (10,80 x 10,80 m), eingezogenem Rechteckchor (8,05 m x 8,10 m; innen 6,10 x 7 m) und flacher Kreisbogenapsis.

 

Die Kirche von der Südseite

 

An der südlichen Chorseite befindet sich eine (später angebaute) Herrschaftsloge, die im Osten über die Chorlänge vorspringt. Die Kirche hat eine magnetische Abweichung von der Ost-West-Richtung von 5° nach Südosten (Oktober 1999).

 

Mauerwerksausführung: Die Mauerwerksausführung macht einen sehr sorgfältigen Eindruck. Das Lagengefüge ist in der Apsis nahezu isodom, in Schiff und Turm pseudoisodom. Die Quader sind außen sorgfältig behauen, innerhalb der einzelnen Lagen gleichgroß und wenig ausgefugt.

 

Im unteren Teil sind die Quader relativ klein (ca. 20/21 cm Lagenhöhe) und isodom. Etwa in 3 m Höhe ist eine auffällige Lage mit wesentlich größeren und höheren Quadern zu erkennen, die aber nur im Turm und Schiff vorkommt.

 

Auch über dieser Lage sind die Quader größer als im unteren Bereich, nun aber nicht mehr so gleichförmig hoch. Der Ostgiebel des Schiffes ist aus Backstein gemauert. Am Südportal ist die Mauer 125 cm dick. Die Turmwände sind dicker als die Schiffswände; am Westportal wurden 175 cm Mauerstärke gemessen.


Im Turm erkennt man eine Änderung in der Mauerwerksausführung etwa ab Traufhöhe Schiff. Darüber folgt noch ein Bereich mit relativ kleinen Quadern und guter Mauerwerksausführung. Dann löst sich die Lagigkeit auf, und es wurden nur noch grobe, nur außen behauene und sehr ungleichgroße Feldsteine benutzt. Die Ecken des Turms sind in diesem Bereich aus Ziegeln gemauert.

 

Apsis mit zugesetztem mittlerem Fenster


Der Anbau (Herrschaftsloge) auf der Südseite zeigt eine unregelmäßige Mauerung. Die Steine sind teils Ziegel, teils Feldsteine, und sie sind ungleichgroß und nicht lagig gemauert. Auf der Westseite des Anbaus sieht man deutlich, dass der Anbau einmal aufgestockt worden ist. Die erste Phase war überwiegend in Feldstein, der aufgestockte Bereich überwiegend in Backstein (Format 27,5 x 12 x 8 cm) ausgeführt.

 

Der untere Teil ist an den Ecken ebenfalls mit Backsteinen gemauert. Diese zeigen aber das Format 28-29 x 14 x 8.5-9. Diese Ziegel haben typische Quetschfalten, die beim Einpressen des feuchten Tons in die Form entstanden sind.


Die kleine Fläche Ostwand des Schiffes auf der Nordseite der Kirche ist stark mit Efeu bewachsen. Darunter sind relativ neue Steine, die mit dünner Mörtelfuge gemauert sind (Ausbesserung von Kriegsschäden?).


Die Apsis wurde wahrscheinlich um eine Steinlage erhöht. Die durchschnittliche Höhe der Quaderlagen beträgt hier 23/24 cm.


Mörtel und Putze: Partiell sind noch die Reste eines Fugenputzes mit Doppelritzung zu erkennen. Die in der Wand sichtbaren Spuren des heute abgerissenen Anbaus auf der Nordseite des Chores (mit quergestelltem Satteldach) liegen deutlich über dem älteren Fugenputz. DieHerrschaftsloge auf der Südseite war offensichtlich einmal ganz verputzt.

 

Übergang von Turm und Schiff auf der Südseite der Kirche.


Portale und Fenster: Die Nordseite weist drei korbbogige, mit Backsteinen gemauerte Fenster auf; die Fensterumrahmungen sind z.T. verputzt. Ein kleineres korbbogiges Fenster sitzt unten zwischen westlichem Fenster und mittlerem Fenster in einem zugesetzten Portal, von dem nur die unteren Gewändesteine zu erkennen sind.

 

Der Chor hat zwei korbbogige Fenster. Zwei eindeutig nachträglich herausgebrochene Öffnungen auf Fußbodenniveau wurden später wieder mit Ziegeln vermauert. Sie sind wohl die inneren Zugänge zu dem 1941 noch erwähnten rechteckigen Gruftanbau. Der mit Backsteinen gemauerte Bogen einer Tür ist deutlich erkennbar. Das Gewände hat das Ziegelformat 27 x 13,5 x 8 cm. Zugesetzt sind die Öffnungen mit Industrieziegeln.


Die Apsis hat zwei korbbogige, sehr breite Fenster und ein vermauertes, rundbogiges Fenster (in vermutlicher Originalgröße) zwischen diesen beiden Fenstern. Der Bogen des zugesetzten Fensters besteht aus flachen und nicht besonders sorgfältig behauenen Steinen, deren Längsachse senkrecht auf dem Bogen steht. Die Maße sind: ca. 70 cm breit und 175 cm hoch; dies ergibt ein Höhen-/Breitenverhältnis von 2.5 : 1. Der Ostgiebel des Chores weist ein kreuzförmiges Fenster auf.

 

Ornamentstein auf der Südseite der Kirche


Die Südseite des Schiffes hat ein rundbogiges Mittelportal, das ca. 170 cm hoch und 90 cm breit ist. Innen ist es segmentbogig und hat noch einen Verschlußbalken, der in eine seitliche Vertiefung geschoben werden kann. Die Bogensteine sind im Durchschnitt etwa 30 cm stark und ca. 22 cm tief. Die Rand- und Bogensteine sind ungleich stark und nicht besonders sorgfältig behauen. Weiter sind drei korbbogige Fenster (wie auf der Nordseite) vorhanden sowie ein kleines korbbogiges Fenster, das links unterhalb des westlichen Fensters sitzt.


Das Westportal ist gedrückt-spitzbogig und zweimal abgetreppt (jeweils ca. 24 cm dick). Der Spitzbogen endet im obersten Leibungsstein. Die Rand- und Bogensteine sind sorgfältig behauen. Die Breite der Gewändesteine des inneren Bogen beträgt ca. 15 cm Breite, die des mittleren Bogen 17 cm und die des äußeren Bogen ca. 25 cm (jeweils von außen gesehen). Von innen ist das Portal segmentbogig und der äußere Spitzbogen schließt sich unter dem Segmentbogen.

 

Es kann noch mit einem Balken ("Wehrbalken") verschlossen werden, der in eine seitliche röhrenförmige Vertiefung in der Wand geschoben werden kann. Knapp über dem Portal befindet sich ein sehr großes, rundbogiges Fenster, dessen untere Hälfte mit Backsteinen zugesetzt ist. Die Bogen- und Gewändesteine sind sehr sorgfältig behauen.

 

Dieses Fenster ist möglicherweise nachträglich eingesetzt worden. Das zeigen die Reparaturspuren unterhalb des Fensters im Mauerwerk. Alternativ wäre ev. auch an einen Eingang in den Turm zu denken; eine Holztreppe müsste zu diesem Portal geführt haben. Die Größe des Bogens bzw. der Bogensteine ist jedenfalls für ein Fenster sehr ungewöhnlich.

 

kunstvolles Denkmal


Die angebaute Herrschaftsloge weist auf der Ostseite ein korbbogiges Fenster auf, die Südseite hat zwei derartige Fenster und eine flachbogige Tür.
Innenbögen: Der Verbindungsbogen zwischen Turm und Schiff ist spitzbogig. Der Triumphbogen ist beseitigt worden. Die Ecke des Chors zum Schiff hin sind abgeschrägt. Der rundbogige Apsisbogen ist sehr hoch und reicht an die Decke heran. Er macht schon einen leicht gedrückt-spitzbogigen Eindruck.


Turm: Der Turm ist ein massiver Querwestturm. Er hat drei Schallfenster auf Ost- und Westseite und je ein Schallfenster auf Nord- und Südseite.


Dächer: Schiff und Chor weisen gegeneinander abgetreppte Satteldächer auf, die mit Biberschwanzziegeln gedeckt sind; die Apsis hat ein Halbkegeldach. Auf der Südseite des Schiffsdaches ist eine Fledermausgaube. Die Herrschaftsloge besitzt ein senkrecht zur Chor/Schiff-Achse stehendes Walmdach, der Turm ein quer zur Kirchenachse stehendes abgewalmtes Satteldach. Die noch 1941 eingezeichnete Laterne mit Schweifhaube auf dem Turmdach ist in der Zwischenzeit abgenommen worden.

 

Grundriß (nach Kubach & Seeger, 1941)
Decke: Chor und Schiff haben eine einheitliche Flachdecke mit unten liegenden, längs verlaufenden Balken.


Innenausstattung: Barocke Kanzel, Hufeisenempore mit z.T. bemalten Kassetten. Patronatsloge auf der Südseite des Chors. An den Seitenwände sind einige Weihekreuze freigelegt worden. Über der Kanzel befindet sich ein wohl barockes Wandgemälde.
Epitaph an der Nordwand des Chors. In der südlichen Apsisseite befindet sich eine rechteckige Nische, deren Funktion unklar ist.


Rekonstruktion und vermutete Baugeschichte:
Mitte 13. Jahrhundert: Bau von Chor und Apsis. Der Chor hatte zwei romanische Fenster, die Apsis die üblichen drei Fenster. Auf der Nordseite des Chores war das Priesterportal. Zwischen Chor und Schiff ist auf dem kleinen Stück Ostwand des Schiffes auf der Nordseite der Kirche eine Baunaht zu beobachten. Die 4-Pfarrhufen-Dotierung der Kirche deutet auf eine Stiftung der Pfarre nach 1237/8 (Merseburger Vergleich).

 

Die Kirche dürfte damit erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts begonnen worden sein. Auch die Proportionen des (originalen) Apsisfensters (2,5 : 1) und die Ausführung des Bogens dieses Fensters deuten eher auf die Mitte des 13. Jahrhunderts hin. Der Verbindungsbogen zwischen Turm und Schiff ist ein typischer frühgotischer Verbindungsbogen.

 

Ansicht der Westseite (nach Kubach & Seeger, 1941)

 

Etwa 3. Viertel 13. Jahrhundert: Bau von Schiff und Querwestturm. Das Schiff hatte ein Nord- und Südportal, der Turm ein zweimal abgetrepptes gedrückt-spitzbogiges Westportal. Etwas westlich neben dem Südportal findet sich ein außen quadratischer Ornamentstein. Er ist bereits stark verwittert, sodass das eigentliche Ornament nicht mehr zu deuten ist. Es ist kreisförmig.


14./15. Jahrhundert: Hochmauern des Turmes in zwei Phasen.
15. Jahrhundert: Anbau der südlichen Patronatsloge und der Gruft. Dieser Anbau war allerdings wesentlich flacher (Wandhöhe ca. 2.40 m über Grund), hatte ein nach Süden abfallendes Pultdach und war nach Osten vermutlich abgewalmt.

 

Dieser Bau hatte bereits ein Mischmauerwerk aus großformatigen Ziegeln und Feldsteinen. Das Ziegelformat entspricht in der Länge und der Höhe gotischen und spätgotischen Ziegelformaten. Auffallend an diesem Anbau ist auch die Mauerstärke von ca. 80 cm. Ein "barocker" Anbau würde wohl kaum diese Mauerstärke aufweisen. Es ist denkbar, dass dieser Anbau zeitgleich mit dem Obergeschoss des Turmes ist. Dort konnte das Ziegelformat allerdings noch nicht erfasst werden.


"Barock": Einbruch von korbbogigen Fenstern. Erhöhung der südlichen Herrschaftsloge, vermutlich wurde sie bereits damals mit einem querstehenden Dach ( abgewalmt ?) versehen.


Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:


1699: "Turmerneuerung" und Altar. Vielleicht auch um diese Zeit auch die Erhöhung der Herrschaftsloge.


1827: Erneuerung des ursprünglich wohl rechteckigen nördlichen Gruftanbaus zu einer quadratischen Form.

 

Die Kirche um 1930


1950: Es wurde die Gruft abgerissen.
1980: Restaurierung des Wandgrabmales des Otto Freiherrn v. Schlabrendorf (1650 - 1721), Entdeckung eines alten Wandgemäldes über der Kanzel.


Vergleiche: Die Kirche von Groß Machnow ist am ehesten mit den Kirchenbauten in Güterfelde (jetzt nur noch zweiteilig) und Waltersdorf sowie bedingt Schönefeld zu vergleichen. Allerdings unterscheidet sich Schönefeld durch die kleineren absoluten Maße und die stärker ausgewölbte Apsis.

 

Der Turm wurde wohl etwas später in den westlichen Teil des Schiffes eingebaut. Der Chor ist wie in Groß Machnow bereits längsrechteckig. Die Kirche in Waltersdorf ist in den absoluten Maßen eher vergleichbar, hat aber einen nahezu rechteckigen Chor und die Apsis ist ebenfalls stärker gewölbt. Die ursprüngliche Kirche in Güterfelde war kleiner und hatte einen nahezu quadratischen Chor.


Bemerkungen: In Groß Machnow lässt sich aufgrund des Lagengefüges relativ eindeutig nachweisen, dass Chor und Apsis zeitgleich hochgezogen wurden. Schiff und Turmbereich wurden jedoch in einem späteren Bauabschnitt gemauert, möglicherweise sogar mit einer Bauunterbrechung . In etwa 3 m Höhe lässt sich in den Mauern von Turm und Schiff eine Lage mit größeren Quadern beobachten, die jedoch nicht in Chor und Apsis vorhanden ist. Unter dieser Lage mit großen Quadern ist z.T. noch eine Ausgleichsschicht eingearbeitet.


Das "Kreisinventar" und der "Kunstführer durch die DDR" sagen zum Baubeginn der Kirche "13. Jahrhundert", Pomplun (1960) und die "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" präzisieren den Baubeginn sogar auf "1. Hälfte des 13. Jahrhunderts".


Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.70, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.8-10, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.102/3, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.91-4, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.22/3, Piltz (1975): Kunstführer durch die DDR, S.146/7, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.169-172, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.450/1, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam ("Dehio") (1983), S.217-9, Waack (1993): Zur Geschichte des Kirchenbaus im Kreis Zossen, S.137/8.

 

Die Kirche um 1930 2

 

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